Trotzdem

Diskurs über die freiwillige Unknechtschaft

Die jüngste Ausgabe der Frankfurter Student_innenzeitschrift diskus versammelt Beiträge zu Begriff und Sache der Ohnmacht. Sie trifft damit genau – ins Herz der Gegenwart. Mein Beitrag nimmt noch einmal die „Politik in erster Person“ zum Ausgang, als eine Kunst der freiwilligen Unknechtschaft. Deren Unumgänglichkeit resultiert aus dem zentralen Dilemma, damit aber aus der ersten Herausforderung der Linken: logisch auf die universelle Emanzipation aller verpflichtet, empirisch aber immer wieder neu dem Zweifel an der Möglichkeit einer solchen Emanzipation ausgesetzt zu sein. Wenn ich meinen Text hier zugänglich mache, verbinde ich das ausdrücklich mit der Aufforderung, sich auch die anderen Beiträge dieses gelungenen Hefts nicht entgehen zu lassen! Mitgewirkt haben u.a. Alex Struwe, Thomas Ebermann, Hannah Hecker/Helge Petersen, Anastassija Kostan sowie die Gruppen SurplusClub Frankfurt und Keine Privatangelegenheit. Mir half beim Schreiben die Erinnerung an den ersten Text meines politischen Philosophierens – einem Artikel zu den Situationist*innen, der ebenfalls im diskus erschien: 1991.  (Kürzer) „Trotzdem“ weiterlesen

Zur Ökologie der Existenz

Freiheit, Gleichheit, Umwelt. 

Zur Ökologie der Existenz ist mein jüngstes – und mein bisher wichtigstes Buch (Leseprobe unten). Es wäre nur halb so lang, hätte ich mich auf das beschränkt, was ich selbst politisch-philosophisch zu sagen habe: 50 Jahre nach dem Mai 68 und im Versuch, eine Wende der Geschichte wenigstens zu denken. Doch wollte ich meinen Text in den Kontext anderer stellen. Dazu habe ich im Mittelteil des Buchs ein Archiv erstellt, das den „Geist des Mai 68“ erinnert – und neu zugänglich macht: „Zur Ökologie der Existenz“ weiterlesen

Die Welt verändern, das Leben ändern

Ausgewählte Kurzgeschichten aus der langen Geschichte der Transformation von Lebensweisen

Dies ist einer meiner Lieblingstexte, wer will, kann sich das Video seines ersten öffentlichen Vortrags auf dritten Transformationstagung der Rosa Luxemburg-Stiftung (26.-28. Juni 2016) ansehen. Er ruft die philosophischen, literarischen und künstlerischen Quellen auf, denen ich immer verpflichtet sein werde. Publiziert zuerst in der Zeitschrift LuXemburg und schließlich in dem Sammelband „Mit Realutopien den Kapitalismus transformieren? Beiträge zu kritischen Transformationsforschung 2“ (VSA-Verlag, Hamburg 2015). Hier wird er durch das Video des Vortrags und durch die dazugehörige Powerpoint ergänzt. (Lang)

„Die Welt verändern, das Leben ändern“ weiterlesen

Physik des Begehrens, Phänomenologie der Freiheit

Karl Reitter und Thomas Seibert im Gespräch, Toni Negri zu Ehren

Das Interview erschien im Winter 2013 im Heft 48 der Zeitschrift Grundrisse, das die Redaktion und alle Autor*innen Toni Negri widmeten, aus Anlass seines 80. Geburtstags. Das Gespräch nimmt wesentliche Motive des Buchs „Zur Ökologie der Existenz“ vorweg, mit dessen Niederschrift ich damals gerade begonnen habe. Ich nutze die Gelegenheit, Karl Reitters Buch „Prozesse der Befreiung“ zur Lektüre zu empfehlen: „Marx, Spinoza und die Bedingungen eines freien Gemeinwesens“. (Länger, aber kurzweilig) „Physik des Begehrens, Phänomenologie der Freiheit“ weiterlesen

Humanismus nach dem Tod des Menschen

Flucht und Rückkehr des subjektiven Faktors der Geschichte

In dieser Fassung erschien dieser Text in dem 2013 von der Jour Fixe Iniative Berlin im Verlag Edition Assemblage veröffentlichten Sammelband Etwas fehlt. Utopie, Kritik und Glücksversprechen; eine erste Fassung erschien im Juni 2012 im Band 167 der Zeitschrift Prokla, der den „Perspektiven der Gesellschaftskritik heute“ gewidmet war. Auch dieser Text markiert für mich den Übergang von der Kommunismus-Debatte (Krise und Ereignis) zur Ökologie der Existenz. Kenntlich wird das in der Problematik der Reformation, mit der die sowieso schon überdrehte Dialektik von Reform und Revolution noch einmal erweitert wird. Politisch ist er vom Arabischen Frühling inspiriert. „Humanismus nach dem Tod des Menschen“ weiterlesen

Ontologie der Revolution

Elf Thesen zur PRAXIS-Gruppe – heute

Das Belgrader Auslandsbüro der Rosa Luxemburg Stiftung lud vom 13. – 15. November 2011 zu einer Konferenz auf die kroatische Insel Korcula ein. Sie war der PRAXIS-Gruppe gewidmet, einer Gruppe von politischen Philosoph*innen, die sich im Jugoslawien der 1960er Jahre um eine existenzialistisch inspirierte Erneuerung des Marxismus bemühte. Mit ihren auf Korcula veranstalteten und auch von internationalen Gästen – darunter Herbert Marcuse – besuchten „Sommerschulen“ gewann sie maßgeblichen Einfluss nicht nur auf die jugoslawische Studierendenbewegung dieser Zeit. Ich folge den unterirdischen Verbindungslinien, in denen die PRAXIS-Gruppe noch der Kommunismus-Debatte präsent blieb (Länger)  „Ontologie der Revolution“ weiterlesen

Figurationen der Ent-Bindung

Ein Versuch, Badiou mit und gegen seine(n) postmarxistischen Genoss*innen zu lesen.

Dieser etwas längere Text erschien in dem Sammelband „Treue zur Wahrheit. Die Begründung der Philosophie Alain Badious“, den Jens Knipp und Frank Meier 2010 im Unrast-Verlag veröffentlicht haben. Mein Beitrag kann als ein erster Begleittext zu dem ebenfalls 2010 erschienen Buch „Krise und Ereignis“ gelesen, dem Buch, mit dem ich selbst in die „Kommunismus“-Debatte eingegriffen habe. (Länger) „Figurationen der Ent-Bindung“ weiterlesen

Die Lektion des Leninismus

Eine Antwort auf Micha Brumlik.

Der Gang durch das Denken Heideggers bleibt eine offensichtlich gefährliche, doch unvermeidliche Anstrengung im politischen Philosophieren der Neuen Linken. Gefährlich, weil Heidegger – wie alle immer schon wissen mussten – einer der radikalsten Denker der Freiheit und zugleich ein Nazi war. Unvermeidlich, weil (fast) alle Denker*innen der Neuen Linken sich durch Heidegger hindurchkämpfen mussten, um aus der marxistischen Scholastik ins Offene zu gelangen.Text erschien in den Blättern für deutsche und internationale Politik 9/2010. (Kürzer)

„Die Lektion des Leninismus“ weiterlesen