Für eine Theorie der kommenden Revolution

Elf Thesen zu Hegel, Marx und Kierkegaard

Im September 2018 feierte das Institut für Theologie und Politik (ITP) in Münster das 25. Jubiläum seiner Gründung. Es ist kein Zufall, sondern innerste Konsequenz seiner Politischen Theologie, zu diesem Anlass nach der kommenden Revolution zu fragen. Dass die Genoss*innen mich um den Eröffnungsvortrag baten, war dann aber ebenfalls kein Zufall: kommen Politische Theologie und Politische Philosophie doch in der Unbeugsamkeit zusammen, mit der sie sich dem Aberglauben vom „Ende der Geschichte“ und dem Götzendienst einer Welt verweigern, die ihre Transzendenz verleugnet. (Lang) „Für eine Theorie der kommenden Revolution“ weiterlesen

Kapitalismus ist auch eine Befreiungsmaschinerie

Gespräch über Marx und eine vereinigte Linke

Im April 2018 sprach ich mit Nina Hensch vom Wuppertaler Kulturmagazin engels über die Zeit der Monster und, en passant, die fundamentale Schwierigkeit antikapitalistischer Politik: das Faktum, dass Kapitalismus immer auch Emanzipationsprozesse freisetzt – historisch gesehen sogar unvergleichliche Emanzipationsprozesse. Mehr dazu in „Zur Ökologie der Existenz“, in Auseinandersetzung mit Boltanski/Chiapello, S. 169ff. (Kurz) „Kapitalismus ist auch eine Befreiungsmaschinerie“ weiterlesen

Jodi Dean/Thomas Seibert: Über Badiou, über Demokratie

The Force oft the Many/Die Kraft der Vielen

Vom 2.- 4. April 2017 fand in Basel der vom Schweizer Denknetz veranstaltete Kongress Reclaim Democracy statt: von deutlich mehr Besucher*innen frequentiert als erwartet und von politischer Bedeutung nicht nur für die Linke in der Schweiz. Eingeladen war auch die amerikanische Philosophin Jodi Dean, die in Deutschland durch ihr Buch Der kommunistische Horizont bekannt geworden.  Mich hatten die Veranstalter um eine Entgegnung auf ihren Vortrag gebeten. Deshalb präsentiere ich hier zuerst den Vortrag Jodis (englisch), dann meine Entgegnung (deutsch). (Lang) „Jodi Dean/Thomas Seibert: Über Badiou, über Demokratie“ weiterlesen

Post/Marxismus

Schnitte setzen, um weitermachen und neu beginnen zu können.

Im Dezember 2013 lud mich die Rosa Luxemburg Stiftung Hamburg ins Centro Sociale in der Sternstraße ein. Beworben wurde der Vortrag mit diesen Sätzen: „Jahrelang geschieht nichts, scheint die Ordnung der Dinge unverrückbar festzustehen, das Schlimme immer schlimmer zu werden. Plötzlich überstürzen sich die Geschehnisse, reißt der Horizont auf. (…) Die Chance, es besser zu machen als 1789, 1848, 1917 und 1968, haben wir immer noch: als Chance.“ Hier auch das Audio des Vortrags. „Post/Marxismus“ weiterlesen

alle zusammen. jede für sich.

die demokratie der plätze.

Den schmalen Band alle zusammen. jede für sich. die demokratie der plätze habe ich im Februar 2012 zusammen mit dem Politologen, Publizisten, Blogger und langjährigen Freitag-Redakteur Michael Jäger geschrieben. Es war die Zeit des Arabischen Frühlings und der weltweiten Bewegung der Platzbesetzungen. Eine Zeit, die Manifeste brauchte und deshalb auch hervorbrachte: wir schrieben eines davon, auf 48 Seiten. „Das ist unser Augenblick, zwischen den Revolten, die unser Erbe und unsere Aufgabe sind, unsere Erfindung sein werden.“ Hier im Volltext. „alle zusammen. jede für sich.“ weiterlesen

Ontologie der Revolution

Elf Thesen zur PRAXIS-Gruppe – heute

Das Belgrader Auslandsbüro der Rosa Luxemburg Stiftung lud vom 13. – 15. November 2011 zu einer Konferenz auf die kroatische Insel Korcula ein. Sie war der PRAXIS-Gruppe gewidmet, einer Gruppe von politischen Philosoph*innen, die sich im Jugoslawien der 1960er Jahre um eine existenzialistisch inspirierte Erneuerung des Marxismus bemühte. Mit ihren auf Korcula veranstalteten und auch von internationalen Gästen – darunter Herbert Marcuse – besuchten „Sommerschulen“ gewann sie maßgeblichen Einfluss nicht nur auf die jugoslawische Studierendenbewegung dieser Zeit. Ich folge den unterirdischen Verbindungslinien, in denen die PRAXIS-Gruppe noch der Kommunismus-Debatte präsent blieb (Länger)  „Ontologie der Revolution“ weiterlesen

Figurationen der Ent-Bindung

Ein Versuch, Badiou mit und gegen seine(n) postmarxistischen Genoss*innen zu lesen.

Dieser etwas längere Text erschien in dem Sammelband „Treue zur Wahrheit. Die Begründung der Philosophie Alain Badious“, den Jens Knipp und Frank Meier 2010 im Unrast-Verlag veröffentlicht haben. Mein Beitrag kann als ein erster Begleittext zu dem ebenfalls 2010 erschienen Buch „Krise und Ereignis“ gelesen, dem Buch, mit dem ich selbst in die „Kommunismus“-Debatte eingegriffen habe. (Länger) „Figurationen der Ent-Bindung“ weiterlesen

Die Lektion des Leninismus

Eine Antwort auf Micha Brumlik.

Der Gang durch das Denken Heideggers bleibt eine offensichtlich gefährliche, doch unvermeidliche Anstrengung im politischen Philosophieren der Neuen Linken. Gefährlich, weil Heidegger – wie alle immer schon wissen mussten – einer der radikalsten Denker der Freiheit und zugleich ein Nazi war. Unvermeidlich, weil (fast) alle Denker*innen der Neuen Linken sich durch Heidegger hindurchkämpfen mussten, um aus der marxistischen Scholastik ins Offene zu gelangen.Text erschien in den Blättern für deutsche und internationale Politik 9/2010. (Kürzer)

„Die Lektion des Leninismus“ weiterlesen

Krise und Ereignis

Siebenundzwanzig Thesen zum Kommunismus

Mein Buch zur Kommunismus-Debatte.

Mit dem 1989 ausgerufenen „Ende der Geschichte“ wurde der Begriff des Kommunismus zum Unwort: Wer weiter von Kommunismus sprach, war nicht mehr des Teufels, sondern schlicht aus der Zeit gefallen. Die Rückkehr zumindest des Begriffs verdankt sich einer politisch-philosophischen Debatte, deren Stichwortgeber Toni Negri, Michael Hardt, Alain Badiou und Slavoj Žižek waren. Mein Buch legt die innere Dialektik dieser Debatte frei – als Dialektik von „Biopolitik“ (Hardt/Negri) und „Wahrheitspolitik“ (Badiou/Zizek). Hier im Volltext, mit Dank wieder an den VSA-Verlag. „Krise und Ereignis“ weiterlesen